Auf dieser Seite möchte ich erzählen, wie wir zu unserer Renegade Spirit fanden:

Es war einmal:

1999 in der ersten Augustwoche, an einem der vielen leicht verregneten Tage, an welchen die Fliegergruppe Schwäbisch Gmünd e. V. ihr zweiwöchiges Fluglager auf dem Flugplatz Bad Königshofen verbrachte, als Nobbe (Norbert Ladenburger) auf einen schon etwas verstaubten, total abgegriffenen und bereits mehrmals gegen die Mückenplage verwendeten Aerokurier von 1986, stieß. Auf dem Titelbild dieser Ausgabe war ein Doppeldecker abgebildet. Doch ohne zu überlegen, was für Folgen seine Entdeckung haben könnte, befreite er das Titelbild von Staub, Dreck und unseren toten Fliegerkameraden - welche den Segelfliegern normalerweise die Gleitpunkte versauen - und öffnete das schon antiquarisch wirkende Werk, der deutschen Fliegerliteratur. Die Hauptaufmerksamkeit fiel dabei, auf den als
Titelbild: verwendeten Doppeldecker ,
welcher als Ultraleicht-Flugzeug zugelassen war, und dennoch einen äußerst robusten und soliden Eindruck von sich vermittelte. Er sah auch wie ein richtiger Doppeldecker aus!

Doch auf einmal wurde Nobbe aus seinem Literarischen Meisterwerk gerissen, da die allgemeine Stimmung stieg, als sich das Wetter verbesserte und uns alle aus unserer Fliegerhütte riss, um uns wieder den realen Dingen des Lebens, dem Flugbetrieb hinzugeben. Doch schon schnell vergaß das Nobbe-Kurzzeitgedächtnis das kurze Intermezzo mit dem Aerokurier, als sich Nobbe wieder mit dem hochkomplizierten und geistig anspruchsvollen Bedienen der Winde befasste, mit welcher er die Flieger in den Himmel katapultierte. Das Motorengeräusch eines Flugzeuges lenkte Nobbe von seiner Arbeit ab. Sein Ohr sendete dieses Flieger betörende Signal sofort ans Großhirn weiter, welches eine sofortige visuelle Ortung des Objektes befahl. Als die Augen, dem bisher nur akustisch verfolgten Objekt nun auch
Sichtkontakt:
bestätigten, ging die Meldung an das Großhirn zurück. Dort wurden alle bisher abgespeicherten Flugobjekte mit dem georteten Flugzeug, welches zweifellos einen Doppeldecker darstellte, verglichen, doch man kam zu keiner richtigen Übereinstimmung, da wieder Stress und harte Arbeit vom Windenfahrer gefordert wurde.

Im gemütlichen Fliegerkreis beim Abendessen sprach man dann noch über den erfolgreichen Flugtag und Nobbe grub nebenher wieder den Aerokurier aus. Plötzlich stieg sein Vario auf 10 m/s und Nobbe erinnerte sich an den Doppeldecker, welcher nachmittags über den Flugplatz flog. Aufgeregt fragte er seine Tischkameraden, ob dies nicht der im Aerokurier {Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich weder Provision kassiere, noch begeisterter Leser des Aerokuriers bin. Denn man könnte fast meinen ich wäre es!} abgebildete Doppeldecker gewesen sein könnte, doch diese waren sich ebenfalls nicht 100%-ig sicher und man fand wieder zu neuen Gesprächsthemen.

Am nächsten Tag, nahm dann ganz unverhofft, alles seinen Lauf. Derselbe weiße Doppeldecker, wie am Vortag, drehte gekonnt mehrere Runden über dem Platz und lenkte somit die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Schnell war man sich einig darüber, dass dies der im A. abgebildete Doppeldecker war. Man erkundigte sich bei den einheimischen Piloten, ob sie diesen schon einmal gesehen hätten, welches sie mit einem verblüffendem: "Ja" beantworteten, und uns zudem davon unterrichteten, dass dieser Doppeldecker auf dem nur 5 km entfernten Flugplatz "Am Kreuzberg" stationiert sei! Schnell wurde Verbindung zum Piloten - Peter Volz -aufgenommen, da man gerne dieses agile, schnuckelig surrende und sich leichtfüßig durch die Luft tänzelndes Flugobjekt aus der Nähe betrachten wollte. So schnell wie der Wind - geht man von Orkan Lothar aus - war "Sie", das Objekt unserer Begierde, die Renegade Spirit, am Platz und jeder durfte sie mal streicheln und liebkosen. Neben den Standardfragen, verfolgte eine Frage seriöser Bedeutung, bisher ungeäußerte Wünsche unseres tiefsten Inneren: " Ka'mer uf dere Maschee au sein Schein mache??" Dieses wurde von Seiten des Piloten bejaht, worauf sich einige sofort über die aufkommenden Kosten, die Länge der Ausbildung, die verbleibende Zeit im Fluglager, sowie über ihren aktuellen Kontostand informierten.

Die daraus nie vorhersehbare Entwicklung zeichnete sich dadurch ab, dass
Benni (Benjamin Schüle), Nobbe und Renny (Renaat Fink)
nach einigem hin und her, dem gründlichem Studium der Charterunterlagen, sowie die kritische Auseinandersetzung mit dem Erwerb des Pyrotechnischen Scheins der Klasse ???, sich dazu durchrungen, unverzüglich mit der Ausbildung anzufangen. Wir drei flogen von nun an jeden Tag die neue Droge mit immer größer werdenden Begeisterung und beendeten erfolgreich die schwere und zeitraubende Ausbildung. Nebenbei redeten wir über die Zukunft der UL's in unserem Verein, ohne uns dabei in genauere Details zu verstricken. Über den Wunschtraum eine eigene Renegade Spirit zu besitzen wurde na klar oft debattiert. Man erkundigte sich auch mehr spaßeshalber über die genaueren Kosten, welche bei der Anschaffung entstehen würden und schaute mal bei H+B Ultraleichtflugzeuge vorbei, um sich die ganze Sache genauer anzuschauen. An einem Sonntag Morgen im September, vier Wochen nach dem Fluglager, erzählte mir (Renny) Nobbe, dann ganz beiläufig, neben dem Modellfliegen und sehr cool und selbstsicher, dass am Mittwoch der Bausatz der Renegade kommt! Er hätte ihn vor ein paar Tagen bestellt! Niemand wusste davon, doch die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer! Na ja, und seitdem sind wir im Besitz einer Renegade!?!?

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann haben sie ihr eingebautes Rettungssystem zum Glück nie gebraucht!!!

 

(Rennygade)